
Hallo, ich bin Leon Dobsza von RUHRGUNS. Das Thema Selbstverteidigung ist komplex. Viele Menschen wünschen sich ein wirksames Mittel, um im Ernstfall nicht wehrlos zu sein, möchten oder können aber keine Schusswaffe führen.
Die gute Nachricht: Es gibt eine Reihe von frei erhältlichen Hilfsmitteln. Doch Vorsicht: „Frei erhältlich“ bedeutet nicht „einfach zu benutzen“. In diesem Guide schauen wir uns die High-End-Optionen von Piexon und den Klassiker Tierabwehrspray ganz genau an. Wir klären, wie sie wirken, was sie können und, noch wichtiger, was sie nicht können.
Wichtiger Vorabhinweis: Dies ist eine neutrale Analyse. Die Entscheidung, ob und welches Mittel du führst, triffst du alleine. Dein primäres Ziel im Ernstfall ist und bleibt die Flucht! Ein Selbstverteidigungsmittel ist ein Werkzeug, um dir diese Fluchtchance zu verschaffen.
Jetzt schauen wir uns die Tools im Detail an.
1. Der Piexon Jet Protector: Die Schweizer Präzisionswaffe unter den Abwehrsprays
Was ist das genau?
Der Jet Protector ist ein in der Schweiz von der Firma Piexon entwickelter und hergestellter Abwehrspray. Er ist die Premium-Lösung in diesem Segment. Sein Markenzeichen ist das einzigartige JPX-Treibsystem, das einen hochkonzentrierten Reizstoff (meist CS) in Form eines harten, gebündelten Strahls verschießt – ähnlich einer Wasserpistole, aber mit hoher Geschwindigkeit und Präzision.
Wie wirkt er?
Der Strahl trifft das Gesicht des Angreifers mit hoher Energie und reizt die Schleimhäute von Augen, Nase und Rachen sofort extrem stark. Die Wirkung ist:
- Sofortiger starker Schmerz in den Augen (Brennen, Stechen)
- Vorübergehende Erblindung (Augen schließen sich reflexartig)
- Starkes Brennen auf der Haut
- Atembeschwerden und Hustenreiz
Die Vorteile auf einen Blick:
- Herausragende Präzision und Reichweite: Der Strahl geht dorthin, wo du hinzielst – auch auf 6-8 Meter Entfernung noch effektiv. Er ist nahezu immun gegen Seitenwind.
- Schnellste Wirkung: Durch die kinetische Energie trifft der Reizstoff sofort auf die Schleimhäute.
- Rückstoßfrei & konstant: Das JPX-System garantiert einen konstanten Strahl ohne Druckabfall über die gesamte Schussabgabe.
- Minimale Eigengefährdung: Da es keine Wolke gibt, ist die Gefahr, sich selbst zu kontaminieren, praktisch null.
Die Nachteile und Risiken:
- Treffgenauigkeit ist absolut entscheidend: Du musst das Gesicht des Angreifers treffen. Ein Treffer auf die Jacke ist wirkungslos.
- Kosten: Der Jet Protector ist eine Investition. Die Anschaffungskosten liegen für ein neues Modell typischerweise zwischen 250 und 350 Euro. Dazu kommen Kosten für Trainingscartridges.
- Wirkung kann variieren: Bei Personen unter starkem Drogeneinfluss oder extrem hoher Adrenalinausschüttung kann die Wirkung abgeschwächt sein.
Mein RUHRGUNS-Fazit zum Jet Protector:
Der Piexon JPX ist das Präzisionsinstrument für den Profi. Für jemanden, der bereit ist, in Training und Equipment zu investieren, bietet er die technisch beste und kontrollierbarste Möglichkeit, einen Angreifer auf Distanz zu stoppen. Er ist meine erste Wahl für den Einsatz im Freien, wo Wind ein Thema sein kann.
2. Der Piexon Guardian Angel: Der Schweizer Allrounder
Was ist das genau?
Auch der Guardian Angel stammt aus dem Hause Piexon in der Schweiz. Er ist als etwas kompaktere und vielseitigere Alternative konzipiert. Er verwendet ein ähnliches, aber für diesen Zweck angepasstes Treibsystem, das einen kegelförmigen Sprühnebel erzeugt – eine Mischform aus Strahl und Wolke.
Wie wirkt er?
Wie der Jet Protector nutzt auch der Guardian Angel starke Reizstoffe (CS). Der Sprühkegel erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Substanz das Gesicht des Angreifers trifft, auch wenn dein Ziel nicht perfekt ist.
Die Vorteile auf einen Blick:
- Größere Trefferfläche: Verzeiht kleine Zielungenauigkeiten besser als der reine Jet.
- Hochwertige Verarbeitung: Wie alle Piexon-Produkte, ist auch der Angel extrem robust und zuverlässig.
- Gute Wirksamkeit: Die Reizstoffkonzentration ist hoch, die Wirkung setzt schnell ein.
- Geringere Anschaffungskosten: Der Guardian Angel ist mit einem Preis von etwa 40 bis 60 Euro deutlich günstiger als der JPX.
Die Nachteile und Risiken:
- Windanfälligkeit: Starker Seitenwind kann den Sprühkegel abdrift en lassen. Bei starkem Gegenwind besteht eine geringe Eigengefährdung.
- Geringere Reichweite: Die effektive Reichweite ist im Vergleich zum JPX kürzer.
- Innenräume: In engen, unbelüfteten Räumen kann sich die Reizstoffwolke unerwünscht verteilen.
Mein RUHRGUNS-Fazit zum Guardian Angel:
Der Guardian Angel ist der perfekte Allrounder von Piexon. Er kombiniert die hohe Schweizer Qualität mit einer anwenderfreundlicheren Sprühform und einem moderateren Preis. Ideal für alle, die ein Maximum an Qualität und Verlässlichkeit suchen, aber auf die absolute Jet-Präzision verzichten können oder wollen.
3. Tierabwehrsprays: Der legale und frei führbare Klassiker
Reine Tierabwehrsprays, die als solche gekennzeichnet sind, unterliegen in Deutschland nicht dem Waffengesetz. Das bedeutet, sie können von volljährigen Personen frei erworben und als Tierabwehrmittel geführt werden.
Was ist das genau?
Diese Sprays sind rechtlich für die Abwehr von Tieren (z.B. Hunde) konzipiert. Sie enthalten in der Regel OC (Oleoresin Capsicum), den Wirkstoff aus Chilischoten.
Wie wirkt er?
OC ist ein Entzündungsreizstoff. Er verursacht eine sofortige, extreme Entzündungsreaktion der Schleimhäute:
- Sofortiges Zuschwellen der Augen
- Starkes Brennen und Schmerzen
- Atemnot und Beklemmungsgefühl
Die Vorteile auf einen Blick:
- Rechtlich sicher: Der Erwerb und das Führen sind (als Tierabwehrmittel) legal und erlaubnisfrei.
- Sehr günstig: Hochwertige Markensprays sind bereits für 20 bis 40 Euro erhältlich.
- Hohe Wirksamkeit: Die Wirkung von OC ist sehr intensiv und bei den meisten Menschen zuverlässig.
- Vielseitige Sprühformen: Es gibt sie als Wolke, Jet und Stream.
Die Nachteile und Risiken:
- Der entscheidende rechtliche Hinweis: Wird ein Tierabwehrspray gegen einen Menschen eingesetzt, muss dieser Einsatz unter die Notwehr (§ 32 StGB) fallen. Die Situation muss also einen rechtswidrigen, gegenwärtigen Angriff abwehren. Ein vorschneller oder nicht gerechtfertigter Einsatz kann eine Straftat darstellen.
- Qualitätsunterschiede: Billigprodukte können versagen. Kaufe immer Markenware (z.B. von Piexon, Fox Labs, Sabre).
Mein RUHRGUNS-Fazit zu Tierabwehrsprays:
Tierabwehrsprays auf OC-Basis sind die zugänglichste und rechtssicherste Option für die breite Masse. Sie sind effektiv, günstig und können legal mitgeführt werden. Der Einsatz unterliegt aber strikt den Notwehrregeln.
Warum eine Schreckschusswaffe keine gute Idee ist
Zu diesem Thema habe ich einen eigenen, sehr detaillierten Beitrag geschrieben, den du hier findest:
„Warum sich eine Schreckschusswaffe nicht zur Verteidigung eignet…“
Kurz gesagt: Sie bietet keine zuverlässige Wirkung und kann die Situation eskalieren.
Dein Aktionsplan: Was du JETZT tun solltest
- Entscheide dich für eine Kategorie: Brauchst du die High-End-Präzision eines Piexon JPX, die Schweizer Allround-Qualität eines Guardian Angel oder die günstige Lösung eines Marken-Tierabwehrsprays?
- Kaufe Qualität und ein Trainingstool: Investiere in ein Originalprodukt. Besorge dir unbedingt die dazugehörige Trainingsversion. Das ist kein Nice-to-Have, das ist ein Muss!
- Übe den Ernstfall: Trainiere das schnelle Entnehmen und die Schussabgabe. Immer mit der Trainingsversion!
- Bilde dich rechtlich weiter: Informiere dich über das Notwehrrecht (§ 32 StGB). Das Wissen gibt dir Sicherheit für den absoluten Ernstfall.
Das letzte Wort
Deine Sicherheit liegt in deinen Händen. Egal ob du 30 Euro oder 300 Euro investierst – das wichtigste Investment ist deine Zeit für Training und Information.
Nimm deine Sicherheit selbst in die Hand – aber tu es informiert und verantwortungsvoll.
Schieß gut und pass auf dich auf!
Dein Leon Dobsza
Gründer von RUHRGUNS – Zertifizierter Sachverständiger für Waffen & Munition (DGuSV e.V.)
